Was sind Fake News und wie werden sie verbreitet?
- ungefragthingescha
- 30. Sept.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Okt.
Wem können wir noch glauben?
Ich möchte in diesem Artikel über Fake News schreiben, weil mir der Begriff im Alltag immer öfter begegnet. Für mein Empfinden höre ich immer wieder Berichte, die von Fake News oder Desinformation sprechen. Gleichzeitig merke ich auch wie Menschen immer abgeneigter den etablierten Medien gegenüberstehen. Auch werde ich das Gefühl nicht los dass, das Misstrauen gegen Behörden, Institutionen oder Organisationen größer wird und Menschen zunehmend auf alternative Informationen zurückgreifen.
Dieses Misstrauen trägt wesentlich zum Thema bei, würde aber den Rahmen sprengen.
In diesem Artikel möchte ich stattdessen das Phänomen "Fake News" genauer beleuchten und euch eine solide Grundlage für den Umgang mit Desinformation geben.
Was sind Fake News? Warum werden sie verbreitet? Von wem werden sie verbreitet?
Fake News - Was genau ist damit gemeint?
Im Rahmen meiner Recherche bin ich zum ersten Mal darauf gestoßen, dass der Begriff "Fake News" in der Wissenschaft kaum noch genutzt wird. Als Fake News betitelte man ursprünglich Berichte, die den Anschein erwecken, qualitativ hochwertiger Journalismus zu sein - es aber nicht sind. Heute ist "Fake News" eher ein Kampfbegriff und wird im politischen Streit benutzt, um andere mundtot zu machen.
Einen großen Beitrag, den Begriff zu entwerten leistete Donald Trump. Er hat im US-Wahlkampf zum 46. Präsidenten der USA 2015/16 nahezu alle für ihn unbequemen Berichte als "Fake News" bezeichnet. (Quelle: bpb Bundeszentrale für politische Bildung, 2023, Fake News, Misinformation, Desinformation). Durch diese absurde inflationäre Benutzung verlor der Begriff zunehmend an Schärfe - und wurde damit entwertet.
Stattdessen verwendet man im wissenschaftlichen Bereich präzisere Begriffe, wobei auch hier eine Kategorisierung schwierig sein kann.
Auch ich werde in diesem Artikel möglichst auf "Fake News" verzichten und stattdessen von
Des- /Missinformation sprechen.
Was versteht man unter Desinformation?
Desinformation bezeichnet die absichtliche Verbreitung von falschen Informationen über verschiedene Kanäle hinweg -- mit dem Ziel zu täuschen. Die Meldungen werden so inszeniert, dass sie wie echte Nachrichten wirken es aber nicht sind.
Man könnte auch von Pseudo-Nachrichten sprechen -- sie wirken seriös, sind aber manipulativ gestaltet.
In der Außen- und Sicherheitspolitik ist nichts Neues. Staaten oder Parteien bauen ihre Medienlandschaft gezielt so um dass die Meldungen ihnen nutzen und/oder Gegnern schaden.
Häufig werden im Kontext von Desinformation Russland, China oder der Iran als Beispiele genannt, die systematische Desinformationskampagnen im In- und Ausland einsetzen. (Quelle: Salzburger Nachrichten, 2025, Russische Desinformationskampagne in Österreich aufgedeckt)
Was versteht man unter Misinformation?
Misinformation hingegen ist eine nicht mit Absicht falsch verbreitete Information. Sie entstehen durch fehlerhafte Recherche, Missverständnisse oder ganz normale menschliche Fehler -- sind deshalb nicht zu verurteilen.
Der Unterschied liegt also in der Absicht des Absenders. Um eine Nachricht richtig einzuordnen zu können, müsste sowohl die Absicht des Absenders als auch die Wirkung auf den Empfänger überprüft werden. Genau darin liegt der Knackpunkt: Die Absicht lässt sich oft schwer nachweisen, weshalb die Unterscheidung zwischen Des- und Misinformation schwierig ist.
Wie und warum wird Desinformation verbreitet?
Warum es Desinformation gibt, ist eigentlich schnell erklärt: Es geht meistens um Macht, Geld - oder beides. Nicht zu vergessen sind ideologische Hintergründe.
Man kann die Gründe grob in drei Kategorien einteilen:
Kommerzielle Motive: Fake News als Geschäft
Hier geht es ums Geld. Reißerische Titel, emotionale Videos oder angeblich "exklusive" Infos sollen möglichst viele Klicks bringen. Es wird mit Clickbaiting oder Ragebait gearbeitet, was die Neugier der Leser:innen auf sich ziehen soll.
Die Bild-Zeitung wird häufig für sensationsgetriebene Berichterstattung kritisiert. Eine Untersuchung der Otto-Brenner-Stiftung schon 2011 zeigte, dass die Bild-Zeitung häufig auf Skandalisierung, Personalisierung und Vereinfachung setzt. Sehr schön ausgearbeitet hat es eine Studie mit dem Titel "Drucksache Bild - Fehlanzeige Journalismus" die diese Situation als strukturelles Problem beschreibt. (Quelle: Otto Brenner Stiftung, 2011, Drucksache "Bild" - Fehlanzeige journalismus)
Politische Motive: Macht durch Desinformation
Hier geht es um Einfluss.
Desinformationen werden verbreitet um Menschen für alternative oder radikale Positionen zu gewinnen.
Ein Paradebeispiel ist Donald Trump, der im US-Wahlkampf 2024 in Springfield (Ohio) fälschlicherweise behauptete, Geflüchtete würden Haustiere essen. Spoiler: Die Behauptung war frei erfunden und wurde von unabhängigen Medien rasch wiederlegt. Sein Ziel war es meiner Meinung nach Geflüchtete gegen Einheimische aufzuhetzen.
"In Springfield, they eating the dogs. The people that came in, they´re eating the cats. They´re eating - they´re eating the pets of the people that live there" (Quelle: Die Presse, 2024, "Sie essen Katzen": Haitianische Regierung über Trump-Aussagen empört).
FBÖ-Chef Herbert Kickl brachte Ivermectin als mögliches Corona-Medikament ins Spiel obwohl sich sogar der Hersteller MSD (Merck Sharp & Dohme Ges.m.b.H) gegen die Einnahme ausgesprochen hat. Meiner Meinung nach hat er bewusst Salz in die offene Wunde gestreut, um die Debatte noch weiter anzufeuern. (Quelle: Die Presse, 2021, "Pferdewurm-Propaganda": Kickl fordert Studie zu Ivermectin).
Überzeugungsideologien: Wenn subjektiver Glaube Fakten ersetzt
Hier geht es weniger um Geld oder Macht, sondern um tief verwurzelte Überzeugung.
Beispiele:
Religiös: Gruppen behaupten, Homosexualität sei heilbar. (Quelle: der Grazer, 2023, Heilungstherapie und Hass gegen Schwule schockieren in Graz)
Esoterisch: Mythen über Chemtrails oder Heilsteine. (Quelle: Spektrum.de, 2022, In Krisenzeiten sind Menschen anfälliger für Esoterik).
Anti-Wissenschaftlich: Klimawandelleugner oder Flat-Earther. (Quelle: scientists4future, 2022, Nur nicht hinaufschauen! Wie umgehen mit Wissenschaftleugnung?).
Wer verbreitet Desinformation - und wie?
Verbreitet wird Desinformation wie jede andere Information auch. Sei es über Social Media, im eigenen Umfeld oder über Massenmedien.
Es lassen sich grundsätzlich drei Hauptformen unterscheiden:
Individueller Austausch im kleinen Rahmen
- Nicht organisiert: Im privaten Umfeld wissentlich oder unwissentlich verbreitet.
- Organisiert: Boulevardmedien oder Social-Media-Kanäle, können gezielt falsche Informationen verbreiten - mit dem Hintergedanken die Reichweite zu steigern und daraus Profit zu schlagen.
Professionell organisierte Massenverbreitung
- Ziel: maximale Aufmerksamkeit.
- Methoden: Clickbait, Ragebait, Dekontextualisierung
Clickbait = reißerische Überschriften, Skandale, exklusive Infos
Ragebait = gezielt Wut und/oder Empörung auslösen
Dekontextualisierung = Inhalte aus dem Zusammenhang reißen - Teilwahrheiten
Koordiniertes, unechtes Verhalten
- Einsatz von Bots (automatisierte Accounts) und Trollen (Fake-Profile).
- Sollen Reichweite und Zustimmung vortäuschen.
- Es gibt dokumentierte Fälle, in denen Influencer Bots genutzt haben, um ihre Reichweite künstlich aufzublasen und so für etwa Werbepartner attraktiver zu wirken.
Zahlen und Studien: Was sagen die Daten?
Universität Innsbruck Globaler Bericht zu Desinformation und Demokratie (2025): Ein globaler Bericht (60 Expert:innen, 1600 Quellen, 48 Länder) fand keine klaren Belege, dass Desinformation die Demokratie direkt gefährdet.
Aber: Der ständige Diskurs darüber kann Misstrauen verstärken
bpb (Bundeszentrale für politische Bildung): Der Anteil klassischer "Fake News" am gesamten Online-Content liegt unter 1%.
Aber: In bestimmten Gruppen ist die Dichte viel höher.
MIT-Studie (Vosoughi et al.,2018): Auf Twitter wurden zwischen 2006 und 2017 rund 126.000 Nachrichten-Ketten untersucht.
Ergebnis: Falsche Nachrichten verbreiten sich sechsmal schneller als wahre. Besonders hoch war die Falschmeldungsquote während der US-Wahlen 2012 und 2016.
Fazit: Alles kritisch hinterfragen
Wem können wir also noch glauben: Niemanden blind - aber mit Anhaltspunkten wie überprüfbaren Quellen, transparenten Strukturen und Orientierung an Fakten, können wir zumindest auf "schnellen" Blick mögliche Täuschungen erkennen.
Auch wird über Desinformation heißer diskutiert, als es die Studienlage rechtfertigt. Gleichzeitig darf man das Thema nicht klein reden -- "Wer die Medien kontrolliert, kontrolliert den Verstand" Jim Morrison. Gerade in Zeiten wie diesen, wo wir gefühlt von einer Krise in die nächste schlittern, ist es umso wichtiger, einen klaren Kopf zu behalten. Denn auch wenn nicht jede Falschmeldung die Demokratie ins Wanken bringt, können bestimmte Gruppen Desinformation gezielt als "Waffe" nutzen.
Für uns Konsument:innen heißt das: Informationen bewusst prüfen, Quellen vergleichen und nicht jede Schlagzeile sofort teilen.
Nur so lässt sich Vertrauen in Medien und Demokratie langfristig erhalten.
Einfach mal ungefragt hinschauen!
Danke für deine Zeit, bleib kritisch!









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